Unfallversicherungsschutz bei Probearbeitstag BSG, Urteil vom 20.08.2019 (Az.: B 2 U 1/18 R)
Ausgabe 39 | September 2019
Der Kläger hatte sich um eine Stelle als Lkw-Fahrer beworben. Nach einem Vorstellungsgespräch
einigte er sich mit dem potentiellen Arbeitgeber auf einen „Probearbeitstag“, für den eine Vergütung
nicht gezahlt werden sollte.
Am Probearbeitstag stürzte der Kläger von der Ladebordwand des Lkw und verletzte sich u.a. am
Kopf. Die Beklagte lehnte die Gewährung von Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung mit
der Begründung ab, bei dem Probetag habe das Eigeninteresse des Klägers im Vordergrund gestanden,
den Arbeitsplatz zu erhalten.
Das Sozialgericht hatte einen Arbeitsunfall bejaht, das LSG hat die Berufung der Beklagten zurückgewiesen,
was das BSG nun bestätigt hat.
Ein Arbeitssuchender, der in einem Unternehmen einen „Probearbeitstag“ verrichtet und sich dabei
verletzt, ist gesetzlich unfallversichert. Zwar habe der Kläger nicht als Beschäftigter unter Versicherungsschutz
gestanden, da er noch nicht auf Dauer in den Betrieb eingegliedert war. Da der Kläger
aber eine dem Unternehmen dienende, dessen Willen entsprechende Tätigkeit von wirtschaftlichem
Wert erbracht hat, die einem abhängigen Beschäftigten ähnlich war, konnte der Kläger als „Wie-
Beschäftigter“ gesetzlich unfallversichert angesehen werden. Zudem lag die Tätigkeit nicht nur im
Eigeninteresse des Klägers, eine dauerhafte Beschäftigung zu erlangen, sondern sollte auch dem
Unternehmer die Auswahl eines geeigneten Bewerbers ermöglichen und hatte damit für ihn einen
objektiven Wert.